Sonntag, 15. März 2009

qualia 11. märz

goya

Ralf Jung
- Wir wissen nicht, wie Qualia von anderen Personen als man selbst erlebt werden, da es keine Möglichkeit gibt, die andere Person zu "sein".
- Selbst wenn man ein Kopiergerät hätte, das molekular-identische Kopien eines ganzen Menschen (inklusive Gehirn) erstellen könnte, ließe sich nicht bestimmen, ob die Qualia zwischen den beiden Klonen exakt identisch sind, da man nicht beide Personen "sein" kann, um anschließend die Qualia-Erfahrungen vergleichen zu können.
(Wie ist zu verstehen, daß) diese Umstände für den Dualismus sprechen. Ist die Unmöglichkeit, mit einer anderen Person identisch zu werden, nicht genauso gut eine physikalische Einschränkung?

Chr. Hermann

Nagel (What is it like to be a bat?) „Ohne das Thema 'Bewußtsein' wäre das Leib-Seele-Problem weit weniger interessant. Mit dem Thema 'Bewußtsein' scheint es hoffnungslos zu sein.“

Metzinger: Das Problem des Bewußtseins bildet heute - vielleicht zusammen mit der Frage nach der Entstehung unseres Universums - die äußerste Grenze des menschlichen Strebens nach Erkenntnis. Es erscheint deshalb vielen als das letzte große Rätsel überhaupt und als die größte theoretische Herausforderung der Gegenwart.


(1) Wenn man sinnvoller Weise sagen könnte – WENN (siehe Punkt 11) man es könnte – : daß die Qualia (wie es sich anfühlt, eine Fledermaus oder dieses noch nicht sprechende Baby zu sein, - dieses Rot zu sehen, - diese Trompete zu hören, - diesen Schmerz zu fühlen etc.) einer Beobachterperspektive (Standpunkt der 3. Person) nicht zugänglich sind, dann können sie auch nicht Gegenstand einer Theorie sein, für die gerade die – intersubjektive, objektive – Beobachterhaltung wesentlich ist.
(2) Auch wenn man die nur introspektive Zugänglichkeit von Erlebnissen nicht berücksichtigt, gilt allgemein: Jede intersubjektive Theorie will und muß gerade von subjektiven Perspektiven absehen, also von dem, was im Phänomen der Qualia Thema ist.
(3) Was nicht Gegenstand von Theorie überhaupt sein kann, kann noch weniger Gegenstand einer einzigen und universalen Theorie sein – etwa der Physik (mit ihrem Anspruch, die eine und einzige und universalen Basiswissenschaft zu sein).
(4) Was aus den Maschen jeder universalen Theorie herausfällt – und gleichwohl ontologisch (im Sinn von: das gibt es und also müssen wir es verstehen) nicht geleugnet werden kann - steht quer zum Anspruch eines jeden Monismus, das Ganze des Faktischen einheitlich, d.h. aus einer kohärenten und umfassenden Theorie, zu verstehen.

(5) Ich glaube auch, daß hieraus letztlich kein Dualismus folgt. Ein Dualismus würde nach meinem Verständnis mindestens zwei in irgend einem Sinne gleichberechtigte Theorien (oder Substanzen) voraussetzen, - ABER: die Qualia sollen ja gerade „theorieunfähig“ sein.
(6) Nagel fragt sich, ob diese Qualia überhaupt „in der Welt“ sind.
(7) Also es wäre wohl angemessener zu sagen: die Qualia stehen zwar nicht für Dualismus ein, aber dennoch für das Scheitern eines jeden wissenschaftlich-theoretischen Reduktionismus (aller Phänomene etwa auf physikalische Tatbestände).

(8) Oder: Man würde dem physikalischen Monismus doch Recht geben – und zugleich ein „Außerhalb der physikalisch erklärten/erklärbaren Welt“ annehmen (Schnittstelle mit einem ganz Anderen).

(9) Im Übrigen wirft das „Ich-Problem“ (Selbst-Bewußtsein; Ich-Zentrum im mittelpunktlosen Universum) ähnliche Fragen auf.

(10) (Auch der „Urknall“ der Kosmophysiker gehört nicht so recht in die Physik, denn mit ihm beginnen ja erst ihre Gegenstände.)

(11) Die Qualia werfen aber grundsätzlich die Frage auf, ob ich überhaupt – klar! - über sie reden kann (wenn doch jedes Reden-Über immer schon intersubjektiv und theorieabhängig ist), sagen kann, wovon ich rede, wenn ich über Qualia rede.

(12) Meine persönliche Sicht ist: Es ist unmöglich, eine absolut klare Frage (Was sind Qualia ? z.B.) zu stellen, also genau (unbelastet von unbemerkten und unverstandenen Hypothesen) zu wissen, wonach man fragt. – solange es in einer Welt, in der vermutlich alles mit einander zusammenhängt, noch Unklarheiten (ich meine nicht Unbekanntes) gibt. (Inkonsequenterweise ist mir dies nun eigentlich völlig klar.)

(13) Schellings Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts?“ macht deutlich, daß ein gewisser Typus von Fragen (der der Philosophie überhaupt, wie Ich befürchte und hoffe) keine Antwort haben kann. – Eine Antwort auf Schellings Frage müßte formal so aussehen „Weil …“ Klarer Fall von circulus diaboli. Aber was interessiert uns mehr? Oder etwa nicht?
logo

philorix

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

wittgenstein und religion...
christian h. zu stefan und noch mal zu christian b.:...
neuruppino - 3. Apr, 12:23
aprosteriori auf der...
Jochen fragt …wieso Urteile a priori notwendige Wahrheiten...
neuruppino - 18. Mär, 18:54
Zu Jochens Vorschlag,...
http://tinyurl.com/pep525g S. 13, 14 !!!! Schöner...
neuruppino - 18. Mär, 18:51
2 begriffsklärungen
liebe mitstreiter, zu divinatorisch sagt der duden...
christian b - 6. Mär, 01:19
hola mitsammen, jemand...
hola mitsammen, jemand anderes als die fledermaus...
christian b (Gast) - 30. Okt, 13:21

Links

Suche

 

Status

Online seit 5881 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 19. Jan, 16:52

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren