FROHE OSTERN ALLEN PHILORIXEN
Wittgenstein wrote (Philosophische Untersuchungen § 293):
> Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir »Käfer« nennen.
Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. –
Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner
Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend
veränderte. – Aber wenn nun das Wort »Käfer« dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? – So
wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt
nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer
sein.“
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Christian Beck wrote:
> liebe freunde,
>
> hab noch mal nachgedacht und finde die letzte aller fragen jetzt gar
nicht mehr so unsinnig wie ich ursprünglich dachte. wo ich schon mal
dabei war, hab ich sie auch gleich beantwortet. die lösung lautet: darum.
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Jochen Burghardt answered:
> Ey Alter, Du hast doch wohl nicht mehr alle Kaefer in der Schachtel!
-
Thomas Nagel suggests (in seinem Aufsatz „Physikalismus“ – bei Bieri, S. 68):
Betrachten wir alles, was man über die Welt sagen kann, ohne zeichenreflexive Ausdrücke (Ausdrücke wie ich, hier, jetzt – die sich auf ein Zentrum oder einen Bezugspunkt beziehen, der nicht ein absoluter/archimedischer Punkt ist, sondern durch den Text – die Zeichen – allererst hergestellt wird) beziehen; C.H.) zu verwenden.
Das wird die Beschreibung von all ihren physikalischen Inhalten und von deren Zuständen, Aktivitäten und Attributen einschließen.
Auf diese Weise kann ich – ohne zeichenreflexive Ausdrücke (d.h. ohne mich auf mich zu beziehen; C.H.) – die ganze Welt und alles, was in ihr geschieht, beschreiben – und das wird die Beschreibung von Thomas Nagel und von dem, was er denkt und fühlt, einschließen.
Aber es scheint eine Sache übrig zu bleiben, die ich auf diese Weise nicht sagen kann, nämlich, welche der verschiedenen Personen in der Welt ich bin.
Selbst wenn alles … in der angegebenen Weise … gesagt werden kann, scheint eine Tatsache übrig zu bleiben, die nicht ausgesprochen wurde, und das ist die Tatsache, daß ich Thomas Nagel bin.
… Es ist die Tatsache, daß ich das Subjekt dieser Erfahrungen bin; dieser Körper ist mein Körper; das Subjekt oder der Mittelpunkt meiner Welt ist diese Person, Thomas Nagel.
Christian Hermann comments:
- Ich kann die Welt vollständig beschreiben ohne, daß ein „zeichenreflexives“ Ich (!) in dieser Beschreibung vorkommt.
- Ich kann auf mein Spiegelbild zeigen (oder auf die komplette physikalische Dokumentation meiner Person in einem Gutachten) und sagen: „Das ist jemand, der von sich sagt: ‚Ich bin C.H.’“ Dann liegt aber kein „zeichenreflexiver“ Gebrauch mehr vor.
- Eine vollständige Beschreibung der Personen in der Welt bedarf nur der 3. Person. Die von der 3. Person abhängige „Ich-Rede“ ist reflexiv – aber nicht mehr zeichen-refelexiv. („Peter sagt: Ich habe Hunger“ kann ersetzt werden durch: „Peter sagt, daß er Hunger hat.“)
- Nagel will sagen, daß (zeichenreflexives) ICH ein „Weltzentrum“ konstituiert. Aber: in einer objektiv/physikalischen Weltbeschreibung kommt so ein Zentrum nicht vor. Die Welt hat – objektiv – kein Zentrum.
- Also kommt – in der objektiven, d.h. zentrumslosen Weltdarstellung – das ICH nicht vor - jedenfalls nicht als Weltzentrum, also in seiner „zeichenreflexiven“ Bedeutung.
- Wittgenstein drückt dasselbe mit seinem „Käfer-in-der-Schachtel“ aus: der Käfer (das Ich oder jeder nur mir zugängliche Bewußtseinsinhalt) gehört nicht zum Sprachspiel - der objektiven/intersubjektiven/sozial-und-theorie-vermittelten Weltbeschreibung.
- Ich bin der Käfer in der nur mir zugänglichen Schachtel.
- Intuition: Das Befremden darüber hat Kafka in seiner Käfergeschichte von der „Verwandlung“ ausgedrückt.
- Letztlich ist es die Frage: Warum bin ich überhaupt – und warum ist die Welt überhaupt – und warum ist die Welt so wie sie ist – und warum sieht die Welt so für mich aus, wie sie für mich aussieht - sie könnte ja – mich eingeschlossen mit allen meinen Zuständen (für einen Dritten und Anderen; für euch) – auch sein, ohne daß Ich das wahrnähme.
neuruppino - 5. Apr, 13:59