Samstag, 3. November 2012

Ein paar Versuche zur "Phänomenologie"

Zum Ende dieser Versuche hin bin ich immer unzufriedener geworden. Der Versuch, etwas zu klären, führt, konsequent, ins Dunkle.

Christian H.



(1) Ph. sucht einen unmittelbaren - nicht also durch diskursive Begriffsoperationen, Philosophische Traditionen, Konventionen etc. – vermittelten Zugang zu den „Sachen“ (vorurteilsloses Denken und Anschauen).
(2) Es gibt trügerische Evidenzen. Man hält aber daran fest, daß es auch wahre Evidenzen gibt. Die P. bemüht sich, beide zu unterscheiden.

(3) Wir haben, so die These, diesen unmittelbaren Zugang:
3.1 wegen der „Intentionalität“ (fast) aller unserer mentalen Bewußtseins-Momente – wie Erfahren, Wahrnehmen, Erinnern, Lieben, Fürchten, bewerten, begehren etc. - Alle diese „Vorgänge“ unseres bewußten Innenlebens sind immer auf Objekte der Außenwelt gerichtet gerichtet – und andererseits sind uns die Objekte der Außenwelt nur in diesen innermentalen „Vorgängen“ als Erlebnisse gegeben. (Es gibt natürlich auch Wechselwirkungen zwischen uns und der Außenwelt, die nicht bewußt ist, die wir hier aber nicht betrachten.)
3.2 … weil diese Objekte nicht einfach „wie sie sind“ intendiert werden, sondern „als“ etwas intendiert werden („Nadelöhr der Ph.“, sagt B. Waldenfels; die Dinge müssen durch dies Nadelöhr), nämlich als erfahrene, wahrgenommene, erinnerte, geliebte, gefürchtete etc. - Vor allem auch: als „wirklich“ beurteilte. Husserl unterscheidet zwischen dem Gegenstand, DER intendiert wird, und dem Gegenstand, SO WIE er intendiert wird.

(4) Entscheidend ist
4.1 Ein intentionales Erlebnis ist eine untrennbare Zweiheit von „intentionalem“ Erlebnisakt und intendiertem Gegenstand (Noesis und Noema, wie Husserl sagt).
4.2 Das „Wie“ oder „Als“ (die Bedeutung des Gegenstandes; seine räumlichen, zeitlichen, modalen etc. Aspekte; daß er z.B. als in Berlin, als im Jahre 2012, als „wirklich“ aufgefaßt wird), das Wie oder Als ist nie ein „objektives“ Was des Objekts. Bedeutungen gehören nicht dem Objekt an, aber auch nicht einfach dem „Bewußtsein“.
4.3 Sondern: Der Erlebende ist in sich selbst „draußen“ bei anderem, er überschreitet sich.

(5) Kein Gegenstand ohne Als (Bedeutung). Mit jedem Als aber bin ich über mich hinaus bei den Gegenständen.
(6) Das ist (oder sei) die Überwindung des Cartesischen Dualismus von res cogitans und res extensa.

(7) Der locus classicus zur Intentionalität von Franz Brentano: „Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz eines Gegenstandes genannt haben, und was wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter / hier nicht eine Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Objekt in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise. In der Vorstellung ist etwas vorgestellt, in dem Urteile ist etwas anerkannt oder verworfen, in der Liebe geliebt, in dem Hasse gehasst, in dem Begehren begehrt usw. Diese intentionale Inexistenz ist den psychischen Phänomenen ausschließlich eigentümlich. Kein physisches Phänomen zeigt etwas Ähnliches.“

(8) Die Ph. Kann nun die Grundstrukturen dieser Weisen, Etwas als Etwas aufzufassen, untersuchen und sich dabei immer zugleich bei der „Sache“ glauben.
(9) Man könnte von einer Verallgemeinerung des Kantischen Transzendentalansatzes (Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung) reden: man sucht nun nach Bedingungen der Möglichkeit, Gegenstände wahrzunehmen, zu lieben, für real zu halten, für wertvoll, zu wollen etc.

(10) Noch eine Bemerkung zu Heideggers eigener Version:
(11) Während bei Hussel die Vorstellung leitend ist, daß der intentionale Akt ein „Bewußtseinsakt“ ist, versucht Heidegger eine „pragmatische“ Fundierung. Husserl untersucht die Bedeutungen vor mehr theoretischen/betrachtenden Horizonten, Heidegger ist auf Handlungszusammenhänge als konstitutive Welten aus.
(12) Bis jetzt haben wir In-der-Welt-Sein und Mit-Sein und Man untersucht.
(13) Mit beidem haben wir Überlegungen, daß und wie wir immer schon auf Gegenstände bezogen sind
(14) Es deutet sich an, daß Phänomenologie nach Heidegger nicht zu „ontischen“ Resultaten kommt, sondern zu transzendental-ontologischen.
(15) Er zeigt also NICHT (das Ontische), daß die real existierenden Leute – faktisch!!! - alle wie die „Masse“ sich verhalten. (Keine Medienschelte etwa, die man auch anders sehen könnte).
(16) Sondern: sie sind so EXISTENZIAL. (Hier kann man leider nicht fragen WAS heißt das)
(17) Oder eben: nicht H. zeigt das. Wenn Zeigen heißt: Methoden anwenden, Instrumente und Theoreme etc. in POSITION Anschlag bringen.
(18) Die Grundschwierigkeit (die zur Wende führen wird): Phän. soll sein, daß die Sachen SICH SELBST zeigen.
(19) Ph. ist eben doch keine Methode. Methode ist griech. für Weg. Weg kann nur „Holzweg“ sein, wo man umkehren muß.
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